Herzlich Willkommen im Evangelischen Pfarrsprengel Briesen (Spreewald)
mit den kunsthistorisch wertvollen Wandmalereien in der Briesener Kirche

Hier finden Sie weitere ältere Ausarbeitungen zur Geschichte der Kirche Briesen von Manfred Dörfer und von Reinhard Schötzig.

Die Dorfkirche in Briesen



Im Jahre 1346 wird schon eine Kirche in einem Stiftsmatrikel des Bistums Meißen erwähnt. Zu vermuten ist, dass diese Kirche auf dem nahe gelegenen „Marienberg“ als Holzbau gestanden haben könnte.
Das vorhandene Kirchengebäude, Entstehungszeit um 1470, ist ein rechteckiger gotischer Hallenbau. Die Außenwände faszinieren durch eine akkurate Handwerkskunst. Netzartig umspannt ein Rautenmuster aus dunkel gebrannten Ziegeln das Gebäude. Auffällig ist der Staffelgiebel auf der Ostseite mit Formsteinen gestaltet. Die drei Spitzbogenfenster und das darüber gelegene Rundfenster lassen das Morgenlicht, besonders im Mai, im inneren des Gebäudes effektvoll auf den Wandmalereien der Nordwand erstrahlen.
Von den ehemals zwei Südeingängen, ist einer noch im 15. Jhd. mit einem Vorbau versehen worden
Im Zuge der Sanierungsarbeiten (1954 ff.) wurde die im Jahre 1673 darauf errichtete Patronatsloge abgerissen und der ehemalige Staffelgiebel freigelegt und saniert. Bei der Errichtung der damaligen Patronatsloge ist leider auch das in der Kirche befindliche Bild mit der Darstellung des Jüngsten Gerichtes stark zerstört worden.
Der Eingang auf der Westseite des Gebäudes wird heute als Haupteingang genutzt und wurde Ende des 19. Jhd. mit einem kleinen Vorbau als Windfang versehen. Ebenfalls auf der Westseite wurde um 1800 ein Turm als Dachreiter errichtet. In ihm ist ein Geläut mit zwei Glocken. Eine der Glocken aus dem Jahre 1929 ist die Nachfolgerin zweier in den vorangegangen beiden Weltkriegen eingeschmolzenen Glocken. Die zweite im Geläut befindliche Glocke ist undatiert.
Umgeben ist der Kirchbau vom ehemaligen Friedhof für die Dörfer Guhrow, Schmogrow und Briesen. Er ist 1883 geschlossen worden, nur zwei Grabstellen erinnern an ihn. Auf der Südseite die Grabstelle für den Pastor Greiffenhagen und auf der Nordseite eine Grabstelle der Familie von Wackerbarth.

Die Wandmalereien im Inneren der Kirche sind in ihrer Geschlossenheit seit der Freilegung (1952 ff) als einmalige Kostbarkeit mittelalterlicher Malkunst in Brandenburger Dorfkirchen zu betrachten.
Zunächst einmal zur räumlichen Einteilung: der östliche Chorraum mit seinem Tonnengewölbe ist der lichte Chorraum mit einer zielgerichteten Bildersprache. In drei Ebenen wird erzählt. In der unteren Ebene sehen wir Dialogbilder, jeweils ein Portaitpaar scheint im Gespräch zu sein. Die mittlere Ebene stellt die Passion Jesu von Gethsemane bis zur Himmelfahrt dar. Den Abschluss bildet die Darstellung des Jüngsten Gerichts, dieses Bild ragt in die obere dritte Ebene hinein und ist der Zielpunkt mittelalterlicher katholischer Heilslehre. In der dritten Ebene sind Darstellungen von verschiedenen Heiligen zu sehen. Im Rundbogen des Ostgiebels wird die Geburtsgeschichte dargestellt.
Betrat man den jetzt verschlossen Südeingang, dann erlebte der Eintretende einen halbdunklen Raum mit tieferer Decke. Die in diesem Raum befindlichen Malereien sind am schlechtesten erhalten, aber trotzdem ist ihnen eine gewisse Thematik zu entlocken.
Auf der Südseite, über dem Eingang finden wir Darstellungen persönlichen Fehlverhaltens (Todsünden?). Hier sind auch die bekannten Bilder des Dudelsackspielers und der Lautenspielerin zu sehen. Gegenüber sind Heilige dargestellt, welche durch Wort, Tat und persönliches Martyrium die Botschaft des Heils verbreitet haben (Hlg. Georg, 10 000 Märtyrer, Hlg. Elisabeth und im Großformat, Hlg. Christopherus)
Auf der Westseite sind Darstellungen von „Fabelwesen“ zu erkennen. Einige Merkmale weisen auf slawische Götteratribute hin. In dem Rankenwerk, welches die Bilder rahmend durchzieht, sind als Zeichen des Todes, Mohnkapseln abgebildet.
Diese kurz beschriebene Raumaufteilung und einiger Fresken, weisen auf eine Gesamtkonzeption der Wandmalerei hin. Frau Mechthild Noll-Minor vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, weist auf eine Bibelstelle im Neuen Testament im ersten Korintherbrief (1.Kor. 15, 22-24) hin. Darin wird Jesus, der Christos, als der Neue Mensch (Neuer Adam) der den Alten Menschen (Alter Adam) überwunden hat beschrieben. So gestalten sich die Briesener Wandmalereien als eine in mittelalterliche Glaubensvorstellungen gekleidete Bilderpredigt.
Auf eine Besonderheit soll noch hingewiesen werden. Die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria wird doppelt dargestellt. Einmal auf der Ostwand in der Darstellung der Geburt Jesu und dann auch auf der Nordwand in Großformat als Weihebild. Auf dieser Malerei ist auch das Weihedatum 1486 erkennbar. Am Gedenktag der Ankündigung der Geburt Jesu an Maria (25. März) ist bei Sonnenaufgang ein bezeichnendes Lichtspiel auf der großformatigen Darstellung zu sehen. Die Doppeldarstellung und das Lichtspiel lassen Rückschlüsse auf eine besondere Marienverehrung in der Briesener Kirche zu.
Deshalb soll an dieser Stelle auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem oben erwähnten „Marienberg“ und der Dorfkirche in Briesen verwiesen werden.
Der „Marienberg“ war eine alte slawische Fluchtburg. Sie war der Rückzugsort bei Hochwasser und drohenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Fluchtburgen waren zugleich kultische Orte. In der Zeit der Missionierung, um das Jahr 1000, konnten die sich dort befindlichen Götterbildnisse zerstört worden sein und wurden durch christliche Zeichen und Bauten ersetzt. Eine noch heute bekannte Legende spricht von einer baufälligen Holzkirche auf diesem Berg.
Der topographische Bergriff „ Marienberg“ könnte also ein Hinweis dafür sein, dass eine slawische weibliche Gottheit „abgelöst“ wurde durch die Verehrung Marias. Vermutlich spiegelt sich dieser Prozess in den Wandmalereien wider.
In mehreren Umgestaltungsphasen wurden zuerst die Malereien übertüncht, dann der Barockaltar (1701) errichtet und Emporen eingebaut. Der Altar ist ein Holzschnitzwerk in dem sich zeitweise die jetzt freistehende Kanzel befand. Die Emporen sind im Zuge der Freilegung der Wandmalereien zurückgebaut worden Damit hat die Hallenkirche ein Teil des früheren Gesichtes wiedergewonnen.

Noch sind den Wandmalereien nicht alle Geheimnisse entlockt und es lohnt sich in dieser Kirche eigene Entdeckungen zu machen.

Lesenswerter Hinweis: Mittelalterliche Wandmalerei in Brandenburg Band 1
(Reinhard Schötzig, Juni 2015)