Herzlich Willkommen im Evangelischen Pfarrsprengel Briesen (Spreewald)
mit den kunsthistorisch wertvollen Wandmalereien in der Briesener Kirche

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Die Dorfkirche von Briesen


Im Jahre 1346 wird schon eine Kirche in einem Stiftsmatrikel des Bistums Meißen erwähnt.

Zu vermuten ist, dass diese Kirche auf dem nahe gelegenen „Marienberg“ als Holzbau gestanden haben könnte.

Das heute vorhandene Kirchengebäude, Entstehungszeit um 1470, ist ein rechteckiger gotischer Hallenbau. Die Außenwände faszinieren durch eine akkurate Handwerkskunst: Netzartig umspannt ein Rautenmuster aus dunkel gebrannten Ziegeln das Gebäude.

Auffällig ist der Staffelgiebel auf der Ostseite mit Formsteinen gestaltet. Durch die drei Spitzbogenfenster und das darüber gelegene Rundfenster kann das Morgenlicht effektvoll auf die Wandmalereien der Südwand strahlen.

Von den ehemals zwei Eingängen auf der Südseite ist der östlicher gelegene mit einem Vorbau versehen.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten (1952 ff.) wurde die im Jahre 1673 auf dem Vorbau errichtete Patronatsloge abgerissen und der ehemalige Staffelgiebel freigelegt und saniert. Bei der Errichtung der damaligen Patronatsloge ist leider auch das in der Kirche befindliche Fresko mit der Darstellung des jüngsten Gerichtes stark zerstört worden.

Der Eingang auf der Westseite des Gebäudes wird heute als Haupteingang genutzt, er wurde Ende des 19. Jhs. mit einem kleinen Vorbau als Windfang versehen.

Ebenfalls auf der Westseite wurde um 1800 ein Turm als Dachreiter errichtet. In ihm ist ein Geläut mit zwei Glocken. Eine der Glocken trägt das Datum 1929. Die zweite ist undatiert.

Umgeben ist der Kirchbau vom ehemaligen Friedhof für die Dörfer Guhrow, Schmogrow und Briesen. Er ist 1883 geschlossen worden, nur noch zwei Grabstellen erinnern an ihn. Auf der Südseite ist dies die Grabstelle für den Pastor Greiffenhagen und auf der Nordseite eine Grabstelle der Familie von Wackerbarth.


Die Wandmalereien im Inneren der Kirche sind in ihrer Geschlossenheit seit der Freilegung (1952 ff) als einmalige Kostbarkeit mittelalterlicher Malkunst in Brandenburger Dorfkirchen zu betrachten.

Der östliche Chorraum mit seinem Tonnengewölbe ist der lichte Raum mit einer zielgerichteten Bildersprache. In drei Ebenen wird erzählt:

In der unteren Ebene sehen wir Dialogbilder, jeweils ein Portaitpaar scheint im Gespräch zu sein.

Die mittlere Ebene stellt den Heilsweg Jesu von Gethsemane bis zur Himmelfahrt dar. Den Abschluss bildet die Darstellung des Jüngsten Gerichts, dieses Bild ragt in die obere dritte Ebene hinein und ist der Zielpunkt mittelalterlicher Heilslehre der röm.-kath. Kirche.

In der dritten Ebene sind Darstellungen von verschiedenen Heiligen zu sehen.

Im Rundbogen des Ostgiebels wird die Geburtsgeschichte dargestellt.

Betrat ein Mensch früher durch den jetzt verschlossenen westlichen Eingang in der Südwand die Kirche, dann erlebte der Eintretende einen halbdunklen Raum mit tieferer Decke. Die in diesem Bereich befindlichen Fresken sind am schlechtesten erhalten, aber trotzdem ist ihnen eine gewisse Thematik zu entlocken: Auf der Südseite, über dem Eingang finden wir Darstellungen persönlichen Fehlverhaltens (Todsünden?). Hier sind auch die bekannten Bilder des Dudelsackspielers und der Lautenspielerin zu sehen. Gegenüber auf der Nordseite sind Heilige dargestellt, welche durch Wort, Tat und persönliches Martyrium die Botschaft des Heils verbreitet haben (Hl. Georg, 10 000 Märtyrer, Hl. Elisabeth und im Großformat der Hl. Christopherus.


Auf der Westseite sind Darstellungen von „Fabelwesen“ zu erkennen. Einige Merkmale weisen auf slawische Götterattribute hin. In dem Rankenwerk, welches die Bilder rahmend durchzieht, sind, als Zeichen des Todes, Mohnkapseln abgebildet.

Diese beschriebene Raumaufteilung und die Anordnung der Fresken weisen auf eine Gesamtkonzeption der Wandmalerei hin. Frau Mechthild Noll-Minor vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege weist auf eine Bibelstelle im Neuen Testament im ersten Korintherbrief (1.Kor. 15, 22-24) hin. Darin wird Jesus, der Christos, als der Neue Mensch (Neuer Adam), der den Alten Menschen (Alter Adam) überwunden hat, beschrieben. Jesus war der Erste, der dies erfahren hat; alle Gläubigen nach ihm können die gleiche Erfahrung machen. Dahingehend sind die Briesener Wandmalereien eine in mittelalterliche Glaubensvorstellungen gekleidete Bilderpredigt.

Auf eine Besonderheit soll noch hingewiesen werden. Die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria ist zweimal zu sehen. Auf der Ostwand wird die Geburtsgeschichte Jesu dargestellt, beginnend mit der Verkündigung an Maria; die gleiche Szene wird auf der Nordwand nochmals und im Großformat abgebildet. In diese großformatige Abbildung ist auch das Weihedatum der Kirche eingefügt worden: 1486.

Am Gedenktag der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria (25. März) ist bei Sonnenaufgang ein bezeichnendes Lichtspiel auf der großformatigen Darstellung zu sehen.


Die Doppeldarstellung und das Lichtspiel lassen Rückschlüsse auf eine besondere Marienverehrung in der Briesener Kirche zu. Deshalb soll an dieser Stelle auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem oben erwähnten „Marienberg“ und der Dorfkirche in Briesen verwiesen werden.

Der „Marienberg“ war eine alte slawische Fluchtburg. Sie war der Rückzugsort bei Hochwasser und drohenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Fluchtburgen waren zugleich kultische Orte. In der Zeit der Christianisierung, um das Jahr 1000, wurden die dort befindlichen Götterbildnisse zerstört und durch christliche Zeichen und Bauten ersetzt. Eine noch heute bekannte Legende spricht von einer baufälligen Holzkirche auf diesem Berg.

Der topographische Bergriff „ Marienberg“ könnte also ein Hinweis dafür sein, dass eine slawische weibliche Gottheit „abgelöst“ wurde durch die besondere Verehrung Marias als Gebärerin des Neuen Menschen. Dieses wiederum spiegelt sich in der Freskengestaltung in der Briesener Kirche wider.


In einer Umgestaltungsphase des Innenraumes um 1700 wurden der Barockaltar 1701 errichtet und Emporen eingebaut. Der Altar ist ein Holzschnitzwerk, in dem sich zeitweise die jetzt freistehende Kanzel befand. Die Emporen sind im Zuge der Freilegung der Wandmalereien gekürzt worden Damit hat die Hallenkirche einen Teil des früheren Erscheinungsbildes wiedergewonnen.


Noch sind den Fresken nicht alle Geheimnisse entlockt und es lohnt sich, in dieser Kirche eigene Entdeckungen zu machen. Lassen Sie sich herzlich einladen, eigene Erlebnisse zu haben! (R.Sch.)


Lesenswerter Hinweis: „Mittelalterliche Wandmalerei in Brandenburg“ Band 1


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